Nathan zum Mitnehmen – Rezensionen der Q1 zum Theaterstück im D’haus

Im Bademantel durch Jerusalem

Die Zukunftsversion des alten „Nathan“

„Nathan (to go)“ ist der Titel des im Düsseldorfer Schauspielhaus D´haus aufgeführten Dramas. Es herrscht Religionskrieg im 12. Jahrhundert in Jerusalem und Gotthold Ephraim Lessing, der Autor des Stücks, möchte in „Nathan der Weise“ diesen Streit ein für alle Mal beenden. Da sich seit dem 12. Jahrhundert in Sachen religiöser Konflikte nur wenig getan hat, haben sich die Schüler*innen der Q1 am 28.11.2019 auf die Reise nach Düsseldorf gemacht, um dort die Lösung für dieses Problem zu finden.

Mit einem modernen, ansprechenden Bühnenbild, Videoprojektion und grellem, blendenden Licht gelingt es dem Regisseur, die Aufmerksamkeit des Zuschauers direkt zu Beginn des Stücks zu erregen. Ein besonders einfallsreiches Vorhängesystem schafft ein veränderbares, schlichtes Bühnenbild und ermöglicht so fließende Übergänge. Auf diese Weise rücken die Schauspieler in den Vordergrund, was das Verständnis der Handlung vereinfacht.
Dennoch waren die Schüler*innen der Jahrgangsstufe Q1 froh, das Drama vorher gelesen zu haben; nicht alles ist eindeutig und die auf der Bühne herrschende Simultanität wirkt dem Verstehen entgegen. Dennoch ist die in dieser Inszenierung erzeugte Gleichzeitigkeit der Geschehnisse wie beispielsweise durch die Wiedergabe von Videos parallel zur Handlung sehr ansprechend, gut umgesetzt und schafft Interpretationsspielräume.

Die Modernität spiegelt sich auch in den Kostümen der Figuren wieder. Mit schwarzen Lederröcken, Bademänteln und weißen Haaren setzt der Regisseur Robert Lehniger einen Akzent. Lessings Werk wurde somit erfolgreich in die nahe Zukunft übertragen. Ein Religionsrap als Szenenübergang ist aber dennoch zu viel des Guten.

Neben all diesen neuen Elementen ist eines beim Alten geblieben: Lessings Sprache. Dieser äußerst skurrile, jedoch amüsante Kontrast zwischen neu und alt belebt das Stück und lässt einen den einige Wochen vorher stattgefundenen Kampf mit der Lektüre des Dramas für einige Zeit vergessen. 

Also: Problem gelöst?! Das zeitgemäße, unterhaltsame, jedoch teils überdrehte Theaterstück gibt Lessings klare und einfach umzusetzende Message deutlich wieder. Wie dieser Vorschlag aussieht, können Sie sehen in „Nathan (to go)“.

Ihre Schülerinnen und Schüler des Q1 Grundkurses (Frau Hüsmert)

Das Theaterstück: „Nathan der Weise“

Am 28.11.2019 fuhr die Q1 des Märkischen Gymnasiums Schwelm gemeinsam mit ihren Lehrerinnen Frau Bakir, Frau Bonn, Frau Hüsken, Frau Kaiser und Frau Hüsmert ins Schauspielhaus in Düsseldorf.

Wir, der Leistungskurs von Frau Hüsken, hatten das dramatische Gedicht „Nathan der Weise“ von Lessing im Voraus gelesen, analysiert, besprochen und eine Klausur über dieses Thema geschrieben. Dabei hatten wir uns auch Gedanken über mögliche Inszenierungen gemacht. Das, was wir im Theater zu sehen bekamen, entsprach nicht unseren Erwartungen, die Inszenierung war sehr modern. Die SchülerInnen des Leistungskurses hatten eher erwartet, ein klassisches Bühnenbild zu sehen und Schauspieler in altertümlichen Kostümen.

Das Theaterstück wirft einen kritischen Blick auf das Aufeinandertreffen verschiedener Religionen zur Zeit des 3. Kreuzzuges in Jerusalem und appelliert an die religiöse Toleranz der Menschen. Die Inszenierung nimmt Bezug auf die heutige Welt. Es werden die drei monotheistischen Weltreligionen benannt, das Christentum, das Judentum und der Islam und deren Konflikte und Beziehungen zueinander.

Die Handlungsorte wurden in sechs unterschiedliche Räume aufgeteilt, wobei immer drei Räume zu einem Ort gezählt wurden. Die Personen aus dem Stück wurden vom Aussehen und Charakter anders dargestellt, als unsere Erwartungen waren. So vermittelte die Lektüre uns zum Beispiel ein anderes Bild vom Derwisch. Wir hatten uns einen alten Mann vorgestellt, aber er wurde von einem sehr jungen Schauspieler dargestellt.

Sittah, die Schwester von Saladin, hatte im Theater arrogante Charakterzüge, obgleich sie in der Lektüre sehr liebevoll wirkte. SchülerInnen der Grundkurse beurteilten das Theaterstück sehr unterschiedlich. SchülerInnen, welche die Lektüre zuvor nicht gelesen hatten, fanden das Theaterstück verwirrend und komisch.

Dabei wurde die Art und Weise der Erzählung als dynamisch empfunden und als gut in Szene gesetzt. Die SchülerInnen empfanden die begrenzte Bühne als gut genutzt, jedoch wurde als störend empfunden, dass die inaktiven Schauspieler zu sehen waren. SchülerInnen des GKs fanden, dass das Interesse sank, da keine Spannung während des Stücks aufgebaut wurde.

Verwirrend waren für einige SchülerInnen auch das Geschrei und die Köpfe auf der Leinwand. Als gut empfunden wurde das Ende; das glückliche Ende aus Lessings Drama war als Projektion zu sehen, die ernsten Gesichter der Schauspieler auf der Bühne standen im Kontrast dazu und regten zum Nachdenken an. Die Kleidung wurde als teils passend, teils unpassend eingestuft. Dass die moderne Inszenierung nicht zur altmodischen Sprache passte, sorgte teils für Unbehagen.

Die moderne Inszenierung wurde insgesamt jedoch von vielen als aufregend empfunden, auch wenn einigen Schülerinnen die Ernsthaftigkeit fehlte. Unser Deutsch-LK hat im Voraus eigene Bühnenbilder erstellt und wurde somit vom Bühnenbild des Theaterstücks überrascht.Zu Anfang kam Skepsis auf, dies änderte sich jedoch durch Schlichtheit und Stimmigkeit mit der Zeit. Das Theaterstück wurde sehr modern dargestellt, es wurden mit Beamer Feuer und Kommentare an dünne Vorhänge projiziert, dadurch entstand eine 3-Dimensionalität. Die Schauspieler haben mit Gesang und direkter Ansprache das Publikum eingebunden und die Spannung aufrecht gehalten. Durch die altmodische Sprache der Lektüre konnten wir den Text nachvollziehen und wiederfinden.

Alles in allem war die Exkursion ins Schauspielhaus gut, wir haben eine andere Darstellungsmöglichkeit kennengelernt und konnten uns das Stück und die Moral in Erinnerung rufen und besser verstehen.

Leonie-Florés Ernst (Q1 Leistungskurs Frau Hüsken)