Gymnasium Schwelm: „Das kann nur eine Übergangslösung sein“ 

Von Alisa Schumann

Die Turnhalle des Märkischen Gymnasiums in Schwelm wird seit Ende Januar mit einem Trennvorhang geteilt, damit Sportunterricht parallel stattfinden kann. Der Vorhang wird bei Bedarf bis zum Boden heruntergefahren. Für die Schule eine unbefriedigende Lösung. © Alisa Schumann | Alisa Schumann 

Schwelm. Die Sporthalle des Märkischen Gymnasiums Schwelm wird für Parallel-Stunden mit einem Vorhang getrennt. In der Schule sorgt das für Unmut.

Seit Ende Januar wird die Sporthalle des Märkischen Gymnasiums in Schwelm (MGS) durch einen in der Mitte eingebauten Vorhang in zwei Hälften geteilt. Dadurch können doppelt so viele Sport-Stunden durchgeführt werden. Der Unterricht läuft dann parallel. Der Bedarf ist aufgrund einer hohen Schülerzahl und der Abschaffung von G8 da. Doch glücklich über diese Lösung ist am Gymnasium niemand. „Das kann nur eine Übergangslösung sein“, macht Schulleiterin Katharina Vogt deutlich. Sie fordert nach wie vor den Neubau einer zusätzlichen Sporthalle.

Die stellvertretende Rektorin des Gymnasiums, Anita Neumann-Adolphs, gab in der Sitzung des Schulausschusses Ende Februar einen Sachstand durch, wie es nun mit dem Vorhang funktioniere und ob das Gymnasium Bedarfe habe, auf die Dreifeldhalle Schwelm-Arena auszuweichen. Das Thema griff Brigitta Gießwein (Grüne) noch einmal im Liegenschaftsausschuss auf. Es stünde zwar nicht auf der öffentlichen Tagesordnung, doch Gießwein bat die Verwaltung, noch im öffentlichen Sitzungsteil etwas dazu zu sagen.

Baudezernent Ralf Schweinsberg erklärte, dass Anita Neumann-Adolphs im Schulausschuss mitgeteilt habe, dass der Vorhang in der Mitte der Halle „unheimlich hilft“. Sportunterricht in der Schwelm-Arena sei für das Gymnasium nicht zielführend. „Außer in kleineren Teilbereichen. So ist es mir aus dem Schulausschuss berichtet worden“, sagte Schweinsberg. Auch nach Einschätzung der Bezirksregierung könnten die Bedarfe des vorgegebenen Schulsportes durch den Vorhang erfüllt werden. „Die Schulleitung hat gesagt, sie kann damit leben.“

Fragt man beim Gymnasium nach, klingt das ganz anders. Schulleiterin Katharina Vogt und ihre Stellvertreterin Anita Neumann-Adolphs machen im Gespräch mit dieser Redaktion deutlich: „Wir brauchen eine neue zweite Halle.“

Über die Tribüne schallt es von einem Bereich in den anderen. Die enorme Geräuschkulisse bei parallel stattfindenden Sportstunden sei sehr störend. © Alisa Schumann | Alisa Schumann 

„Es ist Sportunterricht im Großen und Ganzen möglich – durch die Teilung auch in einem größeren Umfang als zuvor. Das ist das Positive“, sagt MGS-Rektorin Katharina Vogt. Das Negative sei jedoch, dass die Räume aber nicht, wie eine klassische teilbare Turnhalle, darauf ausgerichtet seien. „Das zeigt sich unter anderem an den auf den Boden aufgebrachten Linien, die für bestimmte Ballspiele notwendig sind. Die sind aber nicht in beiden Hallenhälften aufgetragen“, sagt Vogt. Anita Neumann-Adolphs ergänzt, dass die Linien auch nicht so einfach in den jeweiligen Hallenhälften nachgetragen werden könnten, weil sie dann zu Verwirrungen führen, wenn die Halle auch für den Vereinssport genutzt wird.

Entsprechende Löcher im Boden würden fehlen, um in beiden Hälften Tore oder Körbe fest aufzustellen. „Und selbst wenn man mobile Körbe anschaffen würde, gibt es keine Lagermöglichkeiten“, sagt Neumann-Adolphs. Die beiden Hallenhälften würden derzeit aus einem Lager versorgt, nötiges Equipment ständig von einer Hälfte zur anderen geräumt, was den Unterrichtsverlauf störe. „Gleichzeitig in beiden Hälften Geräteturnen anzubieten, ist nicht möglich, weil wir nicht das Material dafür haben. Und wenn wir es hätten, könnten wir es nicht lagern.“

Auch die Umkleideräume seien nicht auf zwei Klassen gleichzeitig ausgelegt. Außerdem sei die Lärmbelästigung riesig. Katharina Vogt: „Das ist keine Kleinigkeit. Die Tribüne wird oben nicht abgetrennt, der Schall kommt permanent von einer Hallenhälfte zur anderen.“

Neumann-Adolphs berichtet, dass sie im Schulausschuss gesagt habe, dass es eine Kompromisslösung sei. „Wenn wir es aufs Minimum beschränken und Sportunterricht nach Stundentafel erteilen, geht es.“ Doch mit welcher Qualität und unter welchen Bedingungen er stattfindet, stehe auf einem ganz anderen Blatt. „Denn das ist tatsächlich nicht zufriedenstellend.“ Es sei weiterhin notwendig, dass das Gymnasium eine neue Sporthalle erhalte.

„Um es kurz zu machen: Die Halle ist auf eine Doppel-Bespielung so nicht ausgelegt“, sagt Katharina Vogt. Die Schulleiterin ärgert sich, dass die Stadt Schwelm, die einen Verein wie die „EN Baskets“ immer hochhalte, den Schulsport aber – der eine sportliche Früherziehung sei – so stiefmütterlich behandele.

Die Entwicklung sportlicher Qualifikationen und Interessen hänge auch von guten Rahmenbedingungen ab. Moderner Sportunterricht beinhalte heute „Lernen durch Lehren“, wo Schüler zum Beispiel auch selbst Unterrichtsinhalte aufbereiten. „Da werden moderne Medien eingesetzt und das braucht Ruhe. Der Unterricht hat auch ganz hohe kognitive und reflexive Anteile. Das ist unter solchen Bedingungen nicht zu leisten“, sagt Katharina Vogt.

Katharina Vogt ergänzt, dass die Sport-Lehrerinnen und -Lehrer sehr flexibel und absprache-orientiert seien. „Und sehr leidensfähig“, ergänzt Vogt. Das gelte auch für die Schüler. Dass es jetzt offensichtlich völlig von der Tagesordnung verschwunden sei, dass das Gymnasium eine neue Halle erhalte, findet Vogt traurig.

Aufgrund der kleineren Flächen der geteilten Turnhallenabschnitte sind Ballsportarten wie Basketball nicht möglich. © Alisa Schumann | Alisa Schumann 

Mirjam Kaik, selbst Sport-Lehrerin am MGS, berichtet von ihren Erfahrungen aus dem parallel stattfindenden Sportunterricht: „Irgendwie läuft es, aber die Situation ist nicht befriedigend. Wir müssen uns permanent absprechen, wir müssen Material hin- und herbringen, dann muss der Vorhang hoch- und runtergefahren werden. Dadurch ist es sehr unruhig.“

Die Idee sei ja eigentlich, dass die Schülerinnen und Schüler an Sport und Bewegung herangeführt und dafür begeistert werden sollen. „Das ist nun schwieriger, als sowieso schon.“ Und den Lärm merke man deutlich. „Wenn nebenan eine fünfte Klasse Sport hat und ich unterrichte eine Oberstufe, muss ich mit den Schülern in die hinterste Ecke gehen und lauter sprechen. Teilweise können die Schüler in Gesprächsphasen gar nicht verstehen, was die Mitschüler sagen.“ Für alle Beteiligten sei das unbefriedigend. „Die Schüler murren auch jedes Mal, wenn sie mit einer Klasse parallel Unterricht haben. Für alle ist das ein Rückschritt.“

Katharina Vogt erklärt darüber hinaus, dass auch andere bauliche Mängel am Gymnasium dringend behoben werden müssten. „Wir haben einen Klassenraum, in den es seit mehreren Jahren reinregnet. Da stehen Eimer drin und den haben wir zeitweise nicht genutzt.“ Eine Schimmelbildung bestehe zwar nicht, aber die Stadtverwaltung habe nun entschieden, dass das undichte Dach nicht repariert wird, weil die Stadt kein Geld habe. „Das ist uns so zugetragen worden. Und wir haben den Hinweis erhalten, dass es das im Jugendzentrum auch gebe. Aber da ist der kleine, aber ganz entscheidende Unterschied, dass es eine Schulpflicht gibt, aber keine Pflicht zum Besuchen eines Jugendzentrums.“ Dass solche Mängel nicht behoben werden, darüber zeigt sich Katharina Vogt sehr erstaunt.

(Quelle: Westfälische Rundschau, 15. März. 2024; Text: Alicia Schumann)