Festliche Einweihung des Immanuel-Ehrlich-Platzes in Schwelm

Zur Feierstunde und zur Platzeinweihung hatten die Stadt Schwelm und der Verein für Heimatkunde herzlich eingeladen. Unter den vielen Besucher*innen waren auch Nachfahren früherer jüdischer Schwelmer Bürger, so Dan Schockner, der Großneffe von Immanuel Ehrlich, und sein Sohn Reuven, sowie Renate Marcus mit ihrem Sohn Richard und dessen Frau Daniela Jochmann-Marcus und den Töchtern Leonie und Juliane, Nachfahren des Schwelmer Juden Jordan Marcus, der in jenem Haus lebte, in dem heute die Kaffeerösterei Rabenschwarz tätig ist. 

v.r.: Richard Marcus, seine Mutter Renate, seine Töchter Leonie und Juliane und seine Ehefrau Daniela Jochmann-Marcus.

Den musikalischen Rahmen setzte wunderbar der Konzertgeiger Paul Rosner mit Stücken von Bach und Ernest Bloch. 

Stellvertretend für die früheren jüdischen Bürger sollte der letzte Religionslehrer der jüdischen Gemeinde in Schwelm stehen, Immanuel Ehrlich, der 1942 nach Theresienstadt deportiert worden war und dort verhungerte. 

Der Rat der Stadt Schwelm, so Bürgermeister Stephan Langhard, „hat dem Bürgerantrag auf Widmung des Platzes seinerzeit nicht nur einstimmig zugestimmt, sondern ihn auch ausdrücklich begrüßt“. Für das Stadtoberhaupt ist die Einweihung des Immanuel-Ehrlich-Platzes „ein bedeutendes Ereignis über Tag und Stunde hinaus für unsere Stadtgesellschaft“. Es gehe darum, hinter dem Schrecken von Vertreibung und Ermordung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus wieder einen Blick darauf zu gewinnen, wie reichhaltig das Leben der jüdischen Gemeinde in dieser Stadt war und wie selbstverständlich sie ein Teil des Schwelmer Stadtlebens war. Dies würde an diesem Platz wieder verstehbar. Es gelte unbedingt zusammenzustehen, sagte Stephan Langhard auch mit Blick auf den wachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft. 

Indem das Augenmerk von Feierstunde und Platzeinweihung nicht auf dem Holocaust lag, sondern auf der Lebensschilderung des Schwelmer Judentums wurde eine neue Sichtweise eröffnet, übrigens auch auf die Kirchstraße, in der sehr viele Schwelmer Juden gelebt haben; an ihren früheren Häusern gehen die Menschen heute jeden Tag vorbei. Um die Bedeutung dieses Viertels nicht nur als Wohn-, Lebens- und Arbeitsort, sondern auch als religiöses Zentrum für die Schwelmer Juden hervorzuheben, wurde eine Bildmontage vorgestellt, die den Blick vom Immanuel Ehrlich-Platz in die Fronhofstraße hinein lenkt, wo einst die Synagoge stand.

Gemeinsam mit jüdischen Ehrengästen wurden die vom „Atelier 7“ genähten Stoffbahnen von drei Schildern gezogen, die Informationen zum jüdischen Leben im Herzen der Stadt geben. Zu den vielen Bürger*nnen, die der Feststunde in der Christuskirche mit Eintrag ins Goldene Buch der Stadt und dann der Einweihung des Platzes beigewohnt hatten, befanden sich auch die Schüler*innen der AG Lokalgeschichte/Stolpersteine des MGS mit ihren beiden Lehrerinnen Gabi Czarnetzki und Anke Buetz.

(Gekürzte Pressemitteilung der Stadt Schwelm).