Alice im Wunderland mag man vielleicht als Kinderbuch in Erinnerung haben, aber das, was der Diffkurs Darstellen und Gestalten der Jahrgangsstufe 10 unter der Leitung von Jana-Eileen Hüsmert und Katharina Münstermann den Zuschauer in der Aula präsentierte, war mehr als ein alter Klassiker. In einer modernen und bühnengeeigneten Version von Roland Schimmelpfennig wurde ein lebendiges Wunderland dargeboten, in dem klassische und neue Elemente wirkungsvoll vermischt waren.
Schon die erste Szene versprach einen kurzweiligen Abend. Charlotte Fisch kletterte als weißes Kaninchen von der Empore über die Feuerleiter in den Zuschauerraum. Filmreife Special Effects ließen Franziska Schmitz als Alice im blauen Rock in vorproduzierten, ideenreichen Videosequenzen schrumpfen und wachsen. Janne Hohagen als verrückter Hutmacher, Max Wilkesmann (Der Hase März) und Lucy Weinhold (Der Siebenschläfer) sorgten in ihrer monotonen Teestunden-Szene für ausgiebige Lacher. Nia Mintchev brillierte als Köchin am Flügel mit einer Sologesangseinlage und übernahm zudem spontan die Rolle der Königin für die leider erkrankte Erstbesetzung. Morris Lehmann überzeugte in seiner Darstellung des einsamen Angebers Humpty Dumpty.
Kostüme und Bühnenbild trugen nicht unwesentlich zum Erfolg des Abends bei. Eine gutkonzipierte Inszenierung, um die im Schuljahr lange gerungen wurde, stellte Gegenwartsbezug und -kritik stimmig her. „Die Faktoren Stress und Selbstentfremdung in Bezug auf Schule zu beleuchten und das Stück auf diese Weise zum ‚eigenen‘ zu machen“, so Katharina Münstermann, gelang vortrefflich. Strampelnde Geschöpfe klagten im magischen Tränenteich über dichte Stundenpläne und Mensapommes. Das Kaninchen lief nervös als Turnbeutel- und Hausaufgabenvergesser durch die Aula. Alice bewies ihre Erdkundekenntnisse durch Einbindung des Lokalkolorits.
Livemusik gespielt von Bastian Birkelbach (Piano) und Ben Gritzka (Gitarre) im Wechsel mit Stücken vom Band aus dem Soundtrack des Films Alice im Wunderland von Tim Burton bereicherten das Theaterstück in den Umbaupausen und erzeugten eine eigene Dynamik auf der Bühne.